Demeter-Landwirtschaft
Landwirtschaft als Aufgabe
Der Rhythmus der Landwirtschaft bleibt immer gleich, hängt er doch stark von den Jahreszeiten ab. Die Art und Weise der Bewirtschaftung und die Anbauvielfalt wurde im Laufe der letzten 50 Jahre auf dem Bauckhof Stütensen stetig angepasst. Vor allem hat der technische Fortschritt den landwirtschaftlichen Alltag erheblich beeinflusst: Was früher von Hand erledigt wurde – melken, pflanzen, säen, jäten, ernten, sortieren –, übernehmen heute meist moderne Maschinen.
Seit Mitte der 1980er wurde der Maschinenpark weiter ausgebaut. Heute steht eine komplette Ausstattung mit Schlepper, Pflug, Egge, Sämaschine und mehr zur Verfügung, sodass der Hof seit über zehn Jahren fast unabhängig von den anderen Bauckhöfen wirtschaftet. Auch wenn die Technik viele Arbeiten sehr erleichtert, wird in Stütensen weiterhin Hand angelegt – mit Rücksicht auf die Fähigkeiten der Menschen mit Assistenzbedarf. Passend zu den Menschen werden Arbeitsplätze und Abläufe individuell organisiert.
In Stütensen werden vor allem Winterroggen und Kartoffeln angebaut. Dazu kommen Hafer, Gerste, Kleegras und Gründünger. Dabei wird besonders auf die Bodengesundheit und den Aufbau von Humus geachtet. Die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise zahlt sich nicht nur bei der Ernte von hochwertigen Lebensmitteln aus: Auf den Stütenser Äckern und an Ackerrändern sind unter anderem sechs Wildkräuter zu finden, die auf der „Roten Liste“ der bedrohten Pflanzen stehen. Auch die Artenvielfalt der Vögel und Insekten kann sich sehen lassen. Fledermäuse und selten gewordene Vögel wie der Ortolan fühlen sich in der Umgebung rund um den Bauckhof Stütensen wohl.
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Jakob erklärt die Bedeutung von Fruchtfolgen
Der landwirtschaftliche Anbau braucht ausgewogene Vielfalt
„Unser Ziel ist, dass der Acker immer grün ist“, erklärt Jakob Schererz, Landwirt auf dem Bauckhof Stütensen. Ausgewogene Fruchtfolgen sind die Basis für eine gute ökologische Landwirtschaft. Bei der Auswahl der Fruchtfolgen greifen verschiedene Aspekte ineinander.
So ist zunächst die Nährstoffversorgung der angebauten Kulturen zu bedenken. Denn der Boden würde durch eine zu einseitige Bepflanzung auslaugen. Dazu vermindert der regelmäßige Wechsel der Kulturen einen Krankheits- und Schädlingsbefall. Einer Verunkrautung des Bodens soll entgegengewirkt werden, um die Konkurrenz zu den Kulturpflanzen und den mechanischen Aufwand zur Unkrautbekämpfung gering zu halten.
Die Wurzeln sind wichtig fürs Bodensystem
„Die Zwischenfrüchte sorgen für ausreichend Nährstoffe und eine gute Bodenstruktur. Daher versuche ich immer, Mischungen anzubauen. Eine diverse Pflanzenmischung bietet viele Vorteile: unterschiedliche Höhenstufen, Blattformen und Pflanzenstrukturen. So entwickeln sich zum Beispiel verschiedene Blüten, die für ganz unterschiedliche Insektenarten nützlich sind. Es ist die Vielfalt, die es macht! Das gilt übrigens auch für das Wurzelsystem. Pfahlwurzler wie der Ölrettich rammen richtige Löcher in den Boden. Leguminosen wie Erbsen binden mit ihren Knöllchenbakterien Stickstoff. Dazu kommen noch Pflanzen, die büschelige Wurzeln mit hohem Feinwurzelanteil ausbilden wie verschiedene Gräser. Das bedeutet: Unterschiedliche Pflanzen dringen mit ihren Wurzeln mal mehr, mal weniger tief in den Erdboden ein und sorgen so für eine Auflockerung aller Bodenschichten. Deswegen setzen wir beim Bauckhof auf Biodiversität und Fruchtfolgen.“
Eine Unterbrechung der Monokulturen auf dem Acker
Ein weiterer Vorteil von Pflanzenmischungen: Sie brechen die Monokulturen der Hauptfrüchte auf. Das heißt, dass man anschließend in der Fruchtfolge Pflanzen einfacher kombinieren kann. Ein Beispiel: Beim Anbau von Kohl muss darauf geachtet werden, dass als Zwischenfrüchte keine verwandten Pflanzen des Kohls verwendet werden. Kohl entzieht dem Boden als sogenannter ‚Starkzehrer‘ viele Nährstoffe. Um Kohlhernie zu vermeiden, eine typische Erkrankung bei zu enger Fruchtfolge, wird Kohl erst wieder nach acht Jahren auf demselben Acker angebaut. Bei Kartoffeln sind es mindestens vier Jahre. Da die Kartoffel leicht von der Krautfäule, einer Pilzerkrankung, sowie von Schädlingen wie dem Kartoffelkäfer und dem Drahtwurm befallen wird, sollten im folgenden Jahr auch auf dem Nachbaracker keine Kartoffeln angebaut werden.
Untersaat gegen Unkraut
Eine Untersaat reguliert das Unkraut, versorgt den Boden mit Stickstoff und kann – je nach Einsatz – den Boden beschatten, nachdem die Hauptfrucht abgeerntet ist. „Kurz bevor die Kartoffeln blühen, säen wir Lupine, 100 Kilogramm Saatgut pro Hektar. Wenn im Sommer die Kartoffeln von Krautfäule befallen werden und absterben, kommt die Lupine ins Spiel. Ihre Saat ist recht groß und rollt von den Dämmen in die Furchen zwischen den Kartoffeln. Mit ihren Wurzeln hält die Lupine unsere leichten Heideböden. Dazu verbessert sie deren Struktur, schützt sie vor Erosionen und lagert Stickstoff für die Folgekultur ein. Bei uns der Winterroggen.“
Ein weiteres gutes Beispiel für eine Untersaat im Getreidebestand ist Serradella, eine Leguminose, die im Mai in das Getreide ausgesät wird. Wenn das Getreide ausgereift ist und abstirbt, entwickelt sich die Serradella. „Die Serradella ist dann nach der Ernte so groß, dass sie den Boden vor Austrocknung durch intensive Sonneneinstrahlung schützt.“ Ohne Untersaat ist es wichtig, so schnell wie möglich eine Zwischenfrucht auszusäen. „Wie wir Fruchtfolge und Zwischenfrüchte gestalten, ist Teil der Landschaftsgestaltung. Sie hat auch unmittelbar damit zu tun, wie viel Biodiversität wir haben: Wie viele Insekten, Vögel und Kleintiere – sie kommt der ganzen Umwelt zugute.“